Beim Bau von Wasserkraftwerken wurde einst wenig Rücksicht auf die Artenvielfalt genommen. Viele Fisch- und Krebsarten sind deshalb ausgestorben. Foto: Getty Images/EyeEm

Solaranlagen bedrohen die Artenvielfalt am wenigsten

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Sie scheinen sich unversöhnlich gegenüberzustehen: Der Ausbau der erneuerbaren Energie und die Biodiversität. «Stimmt nicht», sagt die Umweltallianz und hat eine Aufklärungskampagne lanciert.

Die Situation ist verzwickt: Zwar sollten Kraftwerke zur Produktion von erneuerbarer Energie wie Pilze aus dem Boden schiessen. Aber sobald irgendwo ein Windrad geplant ist, regt sich Widerstand – Landschafts-, Natur- und Tierschützer laufen dagegen Sturm, von Landschaftsverschandelung ist die Rede und von der Bedrohung der Artenvielfalt.

Die Situation ist verzwickt: Zwar sollten Kraftwerke zur Produktion von erneuerbarer Energie wie Pilze aus dem Boden schiessen. Aber sobald irgendwo ein Windrad geplant ist, regt sich Widerstand – Landschafts-, Natur- und Tierschützer laufen dagegen Sturm, von Landschaftsverschandelung ist die Rede und von der Bedrohung der Artenvielfalt.

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Über Ersteres lässt sich nur schwer streiten – Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Anders zeigt sich die Situation bei der Biodiversität. Vor allem beim Bau von Wasserkraftwerken wurde früher kaum Rücksicht auf den Fischbestand genommen: Flüsse wurden zur Stromproduktion umgelenkt, gestaut oder überflutet.

Laut WWF liegen deswegen 2700 Kilometer der Schweizer Flüsse trocken, 60 Prozent der einheimischen Fisch- und Krebsarten sind ausgestorben oder vom Aussterben bedroht.

Solaranlagen weitgehend unbedenklich

Stehen sich der Schutz der Biodiversität und der Ausbau der erneuerbaren Energie also diametral gegenüber? Mitnichten, findet die Umweltallianz bestehend aus den Umweltverbänden Greenpeace, BirdLife, SES, VCS, Pro Natura und WWF. Doch es brauche Augenmass, wie die neue Aufklärungskampagne «Sichere Schweizer Energieversorgung 2035» aufzeigt.

Zuvorderst sei die Fotovoltaik zu fördern, denn hier besteht das grösste Potenzial zur Stromgewinnung mit dem kleinsten Risiko für die Tier- und Pflanzenwelt. «Fotovoltaik auf bestehender Infrastruktur hat keine negativen Auswirkungen auf die Biodiversität», schreibt der WWF auf Anfrage.

Auch Fotovoltaik-Anlagen auf Freiflächen wären diesbezüglich unbedenklicher als Wind- und Wasserkraftanlagen. Gebaut werden sollte auf unversiegelten Flächen indessen nur dort, wo die Konflikte minimal sind. So könnten zum Beispiel Deponieflächen, Steinbrüche oder künstliche Wasserflächen näher geprüft werden.

Wasserkraft erneuern statt neu bauen

Auch Strom aus Windkraftwerken sei möglich – obwohl der Beitrag zur Energiewende beschränkt sei und sich besonders bei einem grossen Zubau Konflikte auftäten. Gebiete mit hohem Windpotenzial seien oft auch Orte mit hoher Biodiversität. Besonders im Jura und in kleinerem Ausmass in den Voralpen böten sich – «nach sorgfältiger Abklärung» – sinnvolle Standorte an. Bis 2035 bestehe das Potenzial von 215 bis 310 Masten mit einer Leistung von 3,1 Terrawattstunden.

Wenig Sinn macht für die Umweltverbände hingegen der Ausbau der Wasserkraft. «Das Potenzial ist zu 95 Prozent ausgeschöpft», schreibt der WWF. Hier sollte die Biodiversität den Vortritt haben. Der Fokus müsse auf der ökologischen Sanierung und der Optimierung bestehender Anlagen liegen.

Ein weiteres grosses Potenzial zum Schutz der Biodiversität sieht die Allianz aber bei der Energieverschwendung von Verbraucherinnen und Verbrauchern: «Die sauberste Kilowattstunde ist jene, die wir nicht erzeugen müssen», schreibt der WWF. So müssten generell weniger Kraftwerke gebaut werden.

«Die Klimakrise und die Biodiversitätskrise sind zwei Seiten derselben Medaille», sagt der WWF. Beide Krisen seien nur gemeinsam zu lösen.

Über Ersteres lässt sich nur schwer streiten – Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Anders zeigt sich die Situation bei der Biodiversität. Vor allem beim Bau von Wasserkraftwerken wurde früher kaum Rücksicht auf den Fischbestand genommen: Flüsse wurden zur Stromproduktion umgelenkt, gestaut oder überflutet.

Laut WWF liegen deswegen 2700 Kilometer der Schweizer Flüsse trocken, 60 Prozent der einheimischen Fisch- und Krebsarten sind ausgestorben oder vom Aussterben bedroht.

Solaranlagen weitgehend unbedenklich

Stehen sich der Schutz der Biodiversität und der Ausbau der erneuerbaren Energie also diametral gegenüber? Mitnichten, findet die Umweltallianz bestehend aus den Umweltverbänden Greenpeace, BirdLife, SES, VCS, Pro Natura und WWF. Doch es brauche Augenmass, wie die neue Aufklärungskampagne «Sichere Schweizer Energieversorgung 2035» aufzeigt.

Zuvorderst sei die Fotovoltaik zu fördern, denn hier besteht das grösste Potenzial zur Stromgewinnung mit dem kleinsten Risiko für die Tier- und Pflanzenwelt. «Fotovoltaik auf bestehender Infrastruktur hat keine negativen Auswirkungen auf die Biodiversität», schreibt der WWF auf Anfrage.

Auch Fotovoltaik-Anlagen auf Freiflächen wären diesbezüglich unbedenklicher als Wind- und Wasserkraftanlagen. Gebaut werden sollte auf unversiegelten Flächen indessen nur dort, wo die Konflikte minimal sind. So könnten zum Beispiel Deponieflächen, Steinbrüche oder künstliche Wasserflächen näher geprüft werden.

Wasserkraft erneuern statt neu bauen

Auch Strom aus Windkraftwerken sei möglich – obwohl der Beitrag zur Energiewende beschränkt sei und sich besonders bei einem grossen Zubau Konflikte auftäten. Gebiete mit hohem Windpotenzial seien oft auch Orte mit hoher Biodiversität. Besonders im Jura und in kleinerem Ausmass in den Voralpen böten sich – «nach sorgfältiger Abklärung» – sinnvolle Standorte an. Bis 2035 bestehe das Potenzial von 215 bis 310 Masten mit einer Leistung von 3,1 Terrawattstunden.

Wenig Sinn macht für die Umweltverbände hingegen der Ausbau der Wasserkraft. «Das Potenzial ist zu 95 Prozent ausgeschöpft», schreibt der WWF. Hier sollte die Biodiversität den Vortritt haben. Der Fokus müsse auf der ökologischen Sanierung und der Optimierung bestehender Anlagen liegen.

Ein weiteres grosses Potenzial zum Schutz der Biodiversität sieht die Allianz aber bei der Energieverschwendung von Verbraucherinnen und Verbrauchern: «Die sauberste Kilowattstunde ist jene, die wir nicht erzeugen müssen», schreibt der WWF. So müssten generell weniger Kraftwerke gebaut werden.

«Die Klimakrise und die Biodiversitätskrise sind zwei Seiten derselben Medaille», sagt der WWF. Beide Krisen seien nur gemeinsam zu lösen.

Erste Veröffentlichung: 
19.7.2022
  |  Letztes Update: 
19.7.2022
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