Wenn auf einem Drittel der verfügbaren Gebäude- und Infrastrukturflächen PV-Anlagen verbaut würden, könnte die Schweiz jährlich bis zu 53 Terrawattstunden Strom produzieren. Foto: zVg/Helion

«Der Solarausbau muss vervierfacht werden»

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Das Energieunternehmen Helion hat ein Modell auf die Beine gestellt, das die fast ausschliessliche Versorgung der Schweiz mit Solarstrom ermöglicht – ohne dass Freiflächen verbaut werden müssten. Noah Heynen, CEO von Helion, erklärt, was es dazu braucht.

Ein Thema sorgt in der Schweiz aktuell für Hochspannung: die Versorgungssicherheit. Strommangellage, Zusammenbrüche von Netzwerken bis hin zu Black-outs – an Horrorszenarien mangelt es nicht. Auf der anderen Seite stehen der Klimawandel und der Ausbau der erneuerbaren Energien, der oft blockiert ist. Der grüne Strom würde nie reichen, um alle E-Autos zu laden und Wärmepumpen zu betreiben, lautet das Credo.

Ein Thema sorgt in der Schweiz aktuell für Hochspannung: die Versorgungssicherheit. Strommangellage, Zusammenbrüche von Netzwerken bis hin zu Black-outs – an Horrorszenarien mangelt es nicht. Auf der anderen Seite stehen der Klimawandel und der Ausbau der erneuerbaren Energien, der oft blockiert ist. Der grüne Strom würde nie reichen, um alle E-Autos zu laden und Wärmepumpen zu betreiben, lautet das Credo.

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«Falsch», sagt Noah Heynen, CEO und Mitbegründer von Helion, eines der grössten Schweizer Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien. Mit dem sogenannten «Helion-Modell» hat das Unternehmen ein Szenario entworfen, das die fast alleinige Versorgung der Schweiz durch Solarstrom bis 2050 beschreibt.

Die These: Würde ein Drittel aller verfügbaren Dach-, Fassaden- und Infrastrukturflächen mit PV-Anlagen bestückt, könnten bis 2050 pro Jahr 53 Terrawattstunden allein aus der Solarstromproduktion stammen. Mehr als genug. Damit das Helion-Modell funktioniert, müssten indessen Bedingungen erfüllt sein, erklärt Noah Heynen im Interview.

Wieso braucht es das Helion-Modell?

Wir haben zu wenig Strom, ab 2025 drohen Black-outs. 75 Prozent der Energie wird aus dem Ausland importiert, oft auch aus problematischen Regionen. Zudem droht eine Umweltkatastrophe. Wir müssen also vorwärtsmachen und weitergehen, als es der Bund verlangt.

Beschreiben Sie kurz das Helion-Modell.

Es steht auf drei Pfeilern: dem massiven Ausbau der PV-Anlagen auf Gebäuden und bestehenden Infrastrukturen, der Umwandlung des Überschusses in synthetische Treibstoffe (Synfuels) und Wasserstoff und der intelligenten Einbindung der Elektromobilität. Wenn auf einem Drittel der verfügbaren Flächen PV-Anlagen stehen, kommen wir auf eine Jahresleistung von 53 Terrawattstunden. Freiflächen müssten damit nicht überbaut werden. Eine Studie der ZHAW hat das Potenzial bestätigt.

Synfuels und Wasserstoff dienen der Speicherung für den Winter?

Eine Speicherung für den Winter braucht es erst sehr spät, ab 2040 und in geringem Umfang. Ihre Herstellung erhöht zusätzlich die Versorgungssicherheit mit vielfältig einsetzbaren Energiequellen.

Bei diesen Treibstoffen spricht man von einem äusserst schlechten Wirkungsgrad für die Herstellung.

Auch bei Solarzellen gab es vor 15 Jahren Schwarzmaler: ‹PV geht nicht. Elektromobilität geht nicht›, hiess es einst. Der Wirkungsgrad von PV stieg stetig, während der Preis sank. Es ist meist nur eine Frage der Zeit, bis es dann doch geht.

Woher kommt denn der Strom im Winter?

Auch an Wintertagen gibt es Licht, wir rechnen mit einem Drittel der Ausbeute. Sind genügend PV-Anlagen vorhanden, reicht der Strom. Die E-Autos mit ihren Superbatterien von mehr als 100 Kilowattstunden Kapazität dienen der Zwischenspeicherung und der Stabilisierung Stromnetzes.

Wo liegen die grössten Herausforderungen?

Der Solarausbau muss vervierfacht werden – mit einem sofortigen Baubeginn. Dazu benötigen wir bis zu 21'000 zusätzliche Fachkräfte bis 2050. Der Ausbau muss zudem finanziert werden, deshalb muss der Netzzuschlag erhöht werden. Wir sprechen von 30 Franken pro Haushalt pro Jahr. Und wir müssen die Bürokratie verschlanken: Aktuell haben wir einen Flickenteppich von 720 verschiedenen Tarifen. Wir verbringen gleich viel Zeit mit dem Ausfüllen von Formularen, wie mit dem Bauen.

Wo sehen Sie Hoffnung?

Das Marktforschungsinstitut GFS hat festgestellt, dass die Schweizer Bevölkerung mehr Tempo will. Die Experten sagen, es geht mehr. Das Volk sagt, es will mehr.

«Wir müssen die Bürokratie verschlanken», sagt Helion-CEO Noah Heynen. Foto: zVg/Helion

«Falsch», sagt Noah Heynen, CEO und Mitbegründer von Helion, eines der grössten Schweizer Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien. Mit dem sogenannten «Helion-Modell» hat das Unternehmen ein Szenario entworfen, das die fast alleinige Versorgung der Schweiz durch Solarstrom bis 2050 beschreibt.

Die These: Würde ein Drittel aller verfügbaren Dach-, Fassaden- und Infrastrukturflächen mit PV-Anlagen bestückt, könnten bis 2050 pro Jahr 53 Terrawattstunden allein aus der Solarstromproduktion stammen. Mehr als genug. Damit das Helion-Modell funktioniert, müssten indessen Bedingungen erfüllt sein, erklärt Noah Heynen im Interview.

Wieso braucht es das Helion-Modell?

Wir haben zu wenig Strom, ab 2025 drohen Black-outs. 75 Prozent der Energie wird aus dem Ausland importiert, oft auch aus problematischen Regionen. Zudem droht eine Umweltkatastrophe. Wir müssen also vorwärtsmachen und weitergehen, als es der Bund verlangt.

Beschreiben Sie kurz das Helion-Modell.

Es steht auf drei Pfeilern: dem massiven Ausbau der PV-Anlagen auf Gebäuden und bestehenden Infrastrukturen, der Umwandlung des Überschusses in synthetische Treibstoffe (Synfuels) und Wasserstoff und der intelligenten Einbindung der Elektromobilität. Wenn auf einem Drittel der verfügbaren Flächen PV-Anlagen stehen, kommen wir auf eine Jahresleistung von 53 Terrawattstunden. Freiflächen müssten damit nicht überbaut werden. Eine Studie der ZHAW hat das Potenzial bestätigt.

Synfuels und Wasserstoff dienen der Speicherung für den Winter?

Eine Speicherung für den Winter braucht es erst sehr spät, ab 2040 und in geringem Umfang. Ihre Herstellung erhöht zusätzlich die Versorgungssicherheit mit vielfältig einsetzbaren Energiequellen.

Bei diesen Treibstoffen spricht man von einem äusserst schlechten Wirkungsgrad für die Herstellung.

Auch bei Solarzellen gab es vor 15 Jahren Schwarzmaler: ‹PV geht nicht. Elektromobilität geht nicht›, hiess es einst. Der Wirkungsgrad von PV stieg stetig, während der Preis sank. Es ist meist nur eine Frage der Zeit, bis es dann doch geht.

Woher kommt denn der Strom im Winter?

Auch an Wintertagen gibt es Licht, wir rechnen mit einem Drittel der Ausbeute. Sind genügend PV-Anlagen vorhanden, reicht der Strom. Die E-Autos mit ihren Superbatterien von mehr als 100 Kilowattstunden Kapazität dienen der Zwischenspeicherung und der Stabilisierung Stromnetzes.

Wo liegen die grössten Herausforderungen?

Der Solarausbau muss vervierfacht werden – mit einem sofortigen Baubeginn. Dazu benötigen wir bis zu 21'000 zusätzliche Fachkräfte bis 2050. Der Ausbau muss zudem finanziert werden, deshalb muss der Netzzuschlag erhöht werden. Wir sprechen von 30 Franken pro Haushalt pro Jahr. Und wir müssen die Bürokratie verschlanken: Aktuell haben wir einen Flickenteppich von 720 verschiedenen Tarifen. Wir verbringen gleich viel Zeit mit dem Ausfüllen von Formularen, wie mit dem Bauen.

Wo sehen Sie Hoffnung?

Das Marktforschungsinstitut GFS hat festgestellt, dass die Schweizer Bevölkerung mehr Tempo will. Die Experten sagen, es geht mehr. Das Volk sagt, es will mehr.

«Wir müssen die Bürokratie verschlanken», sagt Helion-CEO Noah Heynen. Foto: zVg/Helion
Erste Veröffentlichung: 
27.5.2022
  |  Letztes Update: 
27.5.2022

Helion

Gegründet wurde Helion 2008 und gilt als Marktführer im Bereich der erneuerbaren Energien. 2015 wurde Helion Teil der Alpiq-Gruppe, die seit 2018 wiederum zum französischen Baukonzern Bouygues Construction gehört. Helion beschäftigt 430 Mitarbeitende an sechs Standorten und ist spezialisiert auf Photovoltaik, Wärmepumpen, Stromspeicher sowie Elektromobilität. Noah Henyen ist CEO und Mitbegründer von Helion.

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